War es der Referent? War es das Thema? Dr. Torsten W. Müller, der „neue“ Direktor des Museumsdorfes Cloppenburg, traf auf zahlreich erschienene Interessierte, die sich zum Frühstückstreff im Haus „Die Macher“ versammelt hatten, um seinen Ausführungen über „Mettwurst und Messwein“ zu lauschen.
Mit der Frage: „Was für ein Schild sehen Sie auf den Autobahnen A1 und A29 kurz vor Cloppenburg?“ zog er die Zuhörer sofort in seinen Bann. „Natürlich die braunen Schilder mit dem Hinweis auf das Museumsdorf!“ Klar, so musste er sich ja als der „Neue“ erst einmal vorstellen: Und er tat das voller Stolz auf das „erste unter wissenschaftlichen Kriterien in Dorfform gegründete Freilichtmuseum in Deutschland“, dessen Leiter er jetzt sein dürfe. Und er überzeugte die Zuhörer, dass er diese Aufgabe, das 100 Jahre alte Museum wieder in Schwung zu bringen, mit Elan angeht. Denn er, der aus dem katholischen Eichsfeld ins Oldenburger Münsterland kam, konnte bereits feststellen, dass es hier wie dort „eine stark ausgeprägte historische Identität“ gibt. Neben „einer Menge Pioniergeist, Mut, neuen Ideen und Innovationen“ sei man sich im Oldenburger Münsterland durchaus bewusst „wo man herkommt“.
Da weder die Natur noch die Sprache noch das politische Konstrukt das verbindende Element sei, fragte er die Zuhörer: „Ja, was ist es denn, das die Oldenburger Münsterländer verbindet?“ – „Die Konfession und die lange gemeinsame Geschichte!“
Das Oldenburger Münsterland habe eine einzigartige Geschichte „einen geschichtlichen Rucksack“, so formulierte es Dr. Müller. Die Region der heutigen Landkreise Cloppenburg und Vechta gehörte seit 1400 als Niederstift zum Bistum Münster, politisch und kirchlich. Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 änderte sich allerdings vieles. Die Ämter Cloppenburg und Vechta wurden politisch dem Herzogtum Oldenburg zugeschlagen. Da die Region jedoch kirchlich mit Münster verbunden blieb, wurde 1803 die Keimzelle für das Oldenburger Münsterland gelegt!
Für die protestantischen Altoldenburger blieben die Neuankömmlinge „ein Stück Exotik im eigenen Land“, so der Referent. Das Bewusstsein um die „Andersartigkeit“ wurde noch verstärkt durch die Schaffung des Offizialats in Vechta, nicht nur eine „eigenartige“, sondern auch eine „einzigartige“ Konstruktion, die „bis heute von Rom geduldet, aber nicht ausdrücklich bestätigt wurde“.
Und als sich 1936 die Menschen in dieser Region gegen den Erlass, alle Kreuze aus den Schulen zu entfernen, derart vehement zur Wehr setzten, dass der Erlass zurückgenommen werden musste, ging „Cloppenburg mit der Münsterlandhalle in die Geschichtsbücher ein!“ – „Ja, und deshalb ist es gut, dass diese Halle jetzt unter Denkmalschutz gestellt ist und nicht mehr abgerissen werden kann!“
1946 endete die Selbstständigkeit Oldenburgs. Der Großstaat Niedersachsen entstand. Und vielleicht gerade deshalb wurde das Selbstbewusstsein der Oldenburger Münsterländer erneut gestärkt. „Wir haben hier eine ganz besondere Geschichte, die noch heute geprägt ist durch Wegekreuze, Wallfahrtsorte, Vereinswesen, Klöster, Pfarreien, caritative Einrichtungen …“, erklärte der Referent, „Man ist hier schon fast genetisch-katholisch!“
Dr. Torsten Müller, schloss mit den Worten: „Die historische Identität darf nicht vergessen werden! Aus der gemeinsamen Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft, von Verwurzelung und Pioniergeist, erwächst Gemeinschaft – das lässt uns WIR sagen!“
Der Frühstückstreff findet alle 14 Tage im Haus „Die Macher“ statt, immer dienstags ab 9.15 Uhr. Im April wird es wegen Ostern allerdings nur ein Treffen geben. Am 18. April will Hildegard Schmitz Gedankenspiele zu Glück und Zufriedenheit unter dem Motto „Was ist Glück?“ präsentieren.
Text und Foto: Mechtild Ottenjann
