Wann ist Weihnachten? Seit wann gibt es überhaupt das Weihnachtsfest? Was bedeutet der Heilige Abend? Wie wurde Weihnachten zum Familienfest? Was ist mit dem Weihnachtsbaum? Diese und noch ganz andere Fragen beantwortete Dr. Torsten W. Müller, Museumsdirektor des Museumsdorfes Cloppenburg, den interessierten Zuhörern beim Frühstückstreff im Haus „Die Macher“.
Alles begann zunächst – auch bei den Machern – mit dem Heiligen Nikolaus. Auf jedem der 36 Gedecke lag eine Schokoladennikolausfigur, und der Referent berichtete erst einmal vom heiligen Bischof von Myra, dessen Abbild man ja auch auf dem Hochaltar der St.-Andreas-Kirche sehen kann. Dieser Heilige verhalf einer Familie mit goldenen Äpfeln, die er einige Nächte lang durchs Fenster warf, aus der Armut und verhinderte so, dass die Mädchen zur Prostitution gezwungen wurden. Er ist der Heilige, der uns schon in der Adventszeit auf Weihnachten einstimmt.
„Inbegriff der deutschen Weihnacht ist der Heilige Abend einschließlich Glöckchenläuten, Bescherung unterm Tannenbaum und Würstchen und Kartoffelsalat,“ begann dann der Referent seinen Vortrag. Und überall, wo man den Heiligen Abend so „zelebriert“, sei diese Tradition aus Deutschland „importiert“. So zum Beispiel in England durch den deutschen Gemahl von Königin Victoria, Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.
Weihnachten feiern die Christen in aller Welt die Geburt Christi. Doch das Datum seiner Geburt ist nicht bekannt. Aus biblischen Zeitangaben – vor allem aus dem Lukasevangelium – wurde schon im Altertum versucht, den Tag zu berechnen. „Die Nacht zum … 25. Dezember hat auch kosmisch-symbolische Bedeutung – Nähe zur Wintersonnenwende – bleibt aber spekulativ“ so der Referent. Die Feier des Weihnachtsfestes entstand wohl im Alten Rom im 4. Jahrhundert nach Christus. Die Feier selbst bestand aus einem Gottesdienst am Morgen des 25. Dezember. Private Feiern, besonders die von der Heiligen Nacht, rückten erst viel später in den Blickpunkt.
Seit dem Mittelalter galt der 24. Dezember als Fast- und Abstinenztag. Erst in den 1950er Jahren wurde das Fastengebot auf den 23. vorverlegt, was erlebnismäßig auch eine Vorverlegung des Weihnachtsfestes bedeutete. Auch die Christmette wurde vom frühen Morgen des 25. Dezember auf den Nachmittag des 24. Dezember vorverlegt. Der Heilige Abend wurde gefühlt immer wichtiger. Komisch, auch die Adventskalender reichen nur bis zum 24. Dezember …
Doch wie wurde aus dem kirchlichen Weihnachtsfest DAS Familienfest des Jahres? Das entwickelte sich erst in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten. Man besann sich auf den Vorabend von Weihnachten, da ja auch Christus in der Nacht geboren wurde. Es heißt: „Der Stern zeigte den Weisen den Weg.“ Zudem endete in frühmittelalterlicher Zeit jeder Tag mit dem Sonnenuntergang. Und weiter: „Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert etablierte sich die bürgerliche, familiäre Ausformung des Weihnachtsfestes und des Heiligen Abends,“ berichtete Dr. Müller. Es war die Zeit des Biedermeier. Der Bürger besann sich auf Wohnkultur. Weihnachten wurde jetzt zu Hause gefeiert, wenn möglich sogar im „Weihnachtszimmer“.
Weihnachten und der Christbaum gehören zusammen. Lichter und Grün in der Winterzeit haben eine lange Tradition. Wohl schon im 16. Jahrhundert gab es in den Zunftstuben einen Weihnachtsbaum. Ob es ein Tannenbaum war, wie wir ihn heute kennen? Wir wissen es nicht. Er war geschmückt mit Äpfeln, Oblaten, Nüssen, Brezeln …, den die Kinder „plündern“ durften. Von den Zunftstuben wanderte der Baum in die Stuben der Familien. „1708 nennt Liselotte von der Pfalz aus ihrer Jugend den Brauch, Buchsbäume auf die Tische zu stellen und an den Zweigen Kerzen zu befestigen,“ erzählte Dr. Müller. So waren es wohl zunächst die gehobenen Schichten in der Stadt, die einen Christbaum hatten. Aber auch dieser Weihnachtsbrauch kam schließlich bei den niederen Schichten an. Statt der Äpfel schufen Glasbläser die Weihnachtskugeln. Irgendwann kam Lametta dazu, in Gold oder Silber.
Das Symbol von Weihnachten war und ist jedoch die Krippe, in der das Christkind geboren wurde. Martin Luther, der die Heiligenverehrung und deshalb auch das Brauchtum des Heiligen Nikolaus ablehnte, förderte das Bewusstsein für das Christkind, bei Protestanten und Katholiken.
Doch warum gibt es zu Weihnachten Geschenke? Die Verlagerung des Geschenkbrauches vom Nikolaustag auf Weihnachten geschah folgerichtig während der Reformationszeit. Ganz alt ist der Brauch, den „Armen“ etwas zu schenken, oft auch am Jahresende. Es ist auch heute noch ein Brauch der Anerkennung für geleistete Dienste. Die Geschenke sollen Freude bringen. Von Konsumterror war keine Rede!
Christus kam in dunkler Nacht, um der Welt das Licht zu bringen! Frohe Weihnachten!
Text und Foto: Mechtild Ottenjann