„Nachdem ich 2004 meine Zahnarztpraxis in die Hände meines Sohnes gelegt hatte, suchte ich nach einer neuen, mich erfüllenden Tätigkeit!“ So begann Dr. Robert Berges seinen Vortrag beim Frühstückstreff im Haus „Die Macher“ über die Anfänge der „Tafel“ in Cloppenburg. Er berichtete davon, dass er durch Zufall von der Gründung einer „Tafel“ in Lohne erfahren habe, dort hingefahren und mit dem Gedanken zurückgekehrt sei „Das können wir in Cloppenburg auch!“. Mit dem beschämenden Wissen, dass 38.000 Tonnen Lebensmittel in Deutschland täglich weggeworfen werden, aber 13 Millionen Menschen bei uns als von Armut bedroht gelten, krempelte Dr. Berges unter dem Motto „Ein unnütz Leben ist ein früher Tod!“ (Goethe) die Ärmel hoch. Er habe Verbündete und Freunde gesucht und gefunden – und habe schnell bemerkt, dass die Bürokratie längst ihre Hürden aufgebaut hatte. Denn zunächst hieß es bei der Carla-Zentrale in Eutin eine Bürgschaft in Höhe von 30.000 Euro für die Gründung einer „Tafel“ in Cloppenburg zu hinterlegen. „Da half uns der Zeitungsverleger Heinz-Josef Imsiecke ganz spontan!“
Es sei mühsam gewesen, ein Haus zu finden; Kirche und Stadt konnten nicht helfen, aber „Kollege Zufall“ habe eine Bleibe in der alten Schlachterei Werner in der Kirchhofstraße angeboten. Dort gab es sogar einen noch intakten Kühlraum. „Viele Handwerker halfen kostenlos, alles wieder in Stand zu setzen! Auch die Möblierung gab es kostenlos.“ Schritt für Schritt ging es weiter: Sponsoren mussten gesucht und besucht (inzwischen sind es über 60 unterstützende Firmen) und Zuschüsse beantragt werden, ein kleiner Fuhrpark einschließlich eines Kühlwagens musste eingerichtet werden, Mitarbeiter mussten eingearbeitet und – vor allen Dingen – Vorurteile abgebaut werden. Der inzwischen gegründete Verein (zur Zeit etwa 300 Mitglieder) konnte zu Beginn des Jahres 2006 starten und hilft inzwischen Monat für Monat etwa 1.200 Bedürftigen mit Lebensmittelkörben. Die „Tafel“ unterstütze zudem benachteiligte Kinder mit Tornistern zur Einschulung sowie mit kostenlosen Schwimmkursen, Nikolausfeiern, Zirkusbesuchen und ähnlichem, so der Referent. Und – das erzählte Dr. Berges nicht ohne berechtigten Stolz – sowohl der damalige Bundespräsident Wulff als auch der damalige Bundestagsabgeordnete Holzenkamp seien nicht nur zu Besuch gekommen, sondern sie hätten mitangepackt! Sogar Justus Franz sei nach Cloppenburg für ein Benefizkonzert gekommen! All das habe die Akzeptanz der „Tafel“ in Cloppenburg gefördert.
Der heutige Vorsitzende, Elmar Dubber, entwickelte ein Computerprogramm, das alle unterstützenden Menschen registriert und deren Berechtigung immer wieder kontrolliert. Ihm zur Seite stehen zur Zeit etwa 100 ehrenamtliche Hilfskräfte, die die Waren abholen, ordnen und verteilen. Vor einiger Zeit musste die „Tafel“ von der Kirchhofstraße nach Emstekerfeld umziehen. Das tat dem Zuspruch keinen Abbruch.
Alle Zuhörer waren zutiefst beeindruckt von den interessanten Ausführungen des Vortragenden Dr. Robert Berges und bedankten sich in großer Anerkennung des von ihm geleisteten Einsatzes für die „Tafel“ in Cloppenburg mit langanhaltendem Applaus. Viele hatten von diesen Anfängen noch nie etwas gehört.
Text: Mechtild Ottenjann
Foto: Mechtild Ottenjann