Von Mechtild Ottenjann
Es ist 13.20 Uhr, und ich bin in der Brandstraße 5 angekommen. Der Eingang zum Haus „Die Macher“ ist verschlossen. Noch niemand da, denke ich und sehe im selben Augenblick in der Spiegelung des Schaufensters, wie jemand sein Fahrrad auf der anderen Straßenseite abstellt. Kurz darauf stehen wir schon plaudernd zu fünft im Vorraum des Büros der Macher. Auch Johannes Glup ist dabei. Er leitet seit Mai 2023 die Gruppe Spanisch. Ich bin gekommen, um über diesen Kurs zu berichten und gespannt darauf, was mich erwartet.
Pünktlich um 13.30 Uhr geht es los. Ein bisschen Schulfeeling muss sein merke ich und setze mich in dem von der Sonne durchfluteten Raum zu der Gruppe. Alle sind hier per „du“, und ich werde gleich miteinbezogen. Johannes Glup hat das Smartboard bereits gestartet und erklärt kurz, worum es heute gehen soll. Wiederholung ist das Stichwort. Nicht weil es in der letzten Stunde zu schwer gewesen sei, erklärt mir die Sitznachbarin mit einem Augenzwinkern, sondern weil einige nicht dabei waren. So nebenbei lerne ich da zu Beginn eine wichtige Grundidee: Niemand soll auf der Strecke bleiben.
Wenige Minuten später kullern schon ein paar Würfel über den Tisch. Kein „Mensch ärgere dich nicht!“, sondern eine spielerische Übung zur Konjugation der Verben. Alle haben ihren Spaß dabei das fünfte, dritte oder erste Wort einer Verbkonjugation zu sagen, je nachdem, welche Zahl der Würfel anzeigt. Die Verbauswahl trifft derjenige, der würfelt. Die so fröhlich lernenden Zweiergruppen geben ihr Bestes und wirken sehr entspannt. Also doch nicht Schule, denke ich schmunzelnd. Spontan entscheide ich mich, die achtköpfige Gruppe auf neun zu erweitern. Sie nennen sich übrigens „Los Mayores“, was so viel bedeutet wie „Die Senioren“.
Ein Smartboard haben wohl alle schon bei irgendwelchen Vorträgen kennengelernt. Auch zur Unterrichtsbegleitung ist das Ding sehr interessant und effektiv. Glup berichtet mir später, was er da auf Lager hat: kurze Sprachvideos, Erläuterungen zum Sprachgebrauch mit Animationen, Arbeitsblätter mit einfliegenden Ergebnissen und Audiodateien. Er unterstützt seine Lerngruppe auch mit einer Internetseite. Das alles macht ihm offensichtlich viel Spaß. So kommt das auch in der Gruppe an.
Wie er zu dieser ehrenamtlichen Arbeit gekommen sei, frage ich ihn am nächsten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen bei mir zu Hause. Über seine Schulter hinweg sehe ich den Eingang zur BBS schräg gegenüber. Dort war er dreißig Jahre lang Lehrer – zuletzt Oberstudienrat – für Wirtschaft und Spanisch. Vor ein paar Monaten habe er Martin Kessens beim Saunieren kennengelernt, erzählt er lachend. Der habe nicht lange gefackelt und versucht, ihn für ein Engagement bei den „Machern“ zu gewinnen. Nach anfänglicher Zurückhaltung habe er dann etwa ein halbes Jahr später den Schritt gewagt und nun eine großartige zusätzliche Freizeitbeschäftigung gewonnen. Neben der Sprache gehe es auch um andere Dinge, wie Landeskunde, Politik, Kunst und Kultur. Denkbar sei auch eine gemeinsame Reise nach Spanien.
„Da haben ja ein paar Cloppenburger die Gunst der Stunde im Mai genutzt und sich gleich für die Gruppe angemeldet“, sage ich mit kleinem Hintergedanken im Kopf. Johannes Glup erkennt die verborgene Frage und lädt ein: „Wir sind noch bei Lektion Null. Da findet sich ein Weg, um weitere Interessenten einzubinden. Wir haben keinen Aufnahmestopp!“
Johannes Glup fühlt sich im Haus „Die Macher – zu jung, um alt zu sein“ wohl. Hier würden interessante Freizeitbeschäftigungen angeboten und Menschen zusammengeführt. In diesem Miteinander würden sich Gespräche entwickeln, und die körperliche und geistige Fitness könne dadurch gefördert werden. Spaß und Freude zu erleben sei ein wichtiger Motor, besonders im Alter. „Diesem Motto fühlen wir uns auch als kleine Spanischgruppe verpflichtet und nehmen in der gegenwärtigen Startphase gerne weitere Senioren auf“, sagt der Gruppenleiter von „Los Mayores“.
Foto: Derk van Groningen