Mobilität im Alter ist sehr bedeutsam für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und besonders in ländlichen Regionen wie dem Oldenburger Münsterland ist man gerade als älterer Mensch immer noch häufig auf das Auto angewiesen. Doch in Umfragen sprechen sich vor allem Jüngere dafür aus, dass man sich ab einem gewissen Alter verpflichtenden Fahrprüfungen und Checks unterziehen müsste.
Wie sieht es aus mit der Situation älterer Menschen im Straßenverkehr? Polizeioberkommissarin Marina Gunz, zuständig für Prävention im Bereich der PI Cloppenburg/Vechta, führt hierzu relevante Statistiken an, die sowohl bundesweit als auch für das OM belegen, dass ältere Menschen keinesfalls mehr Unfälle verursachen als jüngere. Außerdem sagt sie: „Es lässt sich nicht ableiten, wer signifikant ersichtlich die schwereren Unfälle verursacht.“ Es sei jedoch zu beachten, dass die Folgen von Verletzungen bei Senioren häufig schwerwiegender seien. Auffällig seien in letzter Zeit die Pedelec/E-Bike-Unfälle mit Beteiligung von Senioren, wobei die Zahl der Todesfälle „aktuell erschreckend“ sei. Auch diesem wichtigen Problem widmen sich die „Macher“ mit entsprechenden Angeboten in Zusammenarbeit mit der Kreisverkehrswacht.
Gefragt nach der Tauglichkeit älterer Autofahrer, wird der Leiter der Geschäftsstelle der Verkehrswacht, Achim Wach, bekannt durch viele Präventionsmaßnahmen im Raum Cloppenburg, sehr deutlich: „Wie alt muss ein Mensch werden, dass er so schlecht fährt wie ein Achtzehnjähriger?“ Er betont, dass selbst Hochbetagte kein größeres Unfallrisiko darstellen. Sie profitieren von ihrer langjährigen Erfahrung, schätzen sich in der Regel selbst besser ein, entwickeln Strategien und nutzen Hilfsmittel, um kleine Beeinträchtigungen zu kompensieren. Die Erfahrung zeige, dass auch Senioren trotz abnehmenden Sehvermögens alle wesentlichen Aspekte einer Verkehrssituation wahrnehmen. Wach fragt, bei welchem Alter man denn die Grenze setzen und Menschen zu Prüfungen verpflichten wolle. Es sei auch völlig unklar, was und wie man überprüfen will und wie aussagekräftig solche Tests sind. Eine Überprüfung der Fahrtauglichkeit müsse, wenn überhaupt, in jedem Alter durchgeführt werden, etwa im Rahmen der grundsätzlichen Begrenzung der Laufzeit eines Führerscheins, da jede Altersgruppe spezifische Probleme beim Lenken eines Fahrzeugs aufweise.
Für die Senioren spielt Freiwilligkeit eine große Rolle und die wird von den allermeisten auch verantwortungsvoll ausgeübt. Jeder sollte ehrlich zu sich selbst sein und entsprechend aktiv werden, z.B. indem er Angebote der Kreisverkehrswacht wahrnimmt wie „Fit im Auto“ oder gar ein Sicherheitstraining (Infos unter: www.verkehrswacht-clp.de). Auch die unterschiedlichen Angebote der „Macher“, die Geist und Körper trainieren, seien hilfreich, so Wach.
Und wenn ein älterer Mensch dann doch merkt, dass es nicht mehr so gut geht mit dem Fahren, weil er sich gerade nicht gut fühlt, wird er schon freiwillig auf das Auto verzichten. Laut Achim Wach sollte sich jeder vor Fahrtantritt fragen: „Kann ich das heute?“ Man solle auch den Mut haben, andere um Hilfe zu bitten und sich mal chauffieren zu lassen. Auch das Angebot des ÖPNV, z.B. das in Cloppenburg gut angenommene Citybus-System, kann eine große Hilfe sein. Der Landkreis Cloppenburg und moobil+ bieten zudem eine tolle Aktion an: „Fahrschein gegen Führerschein“. Rentner ab 60 sowie jeder ab 65, der eine entsprechende Verzichtserklärung unterschreibt, also dauerhaft seinen Führerschein abgibt, erhält ein 750-Euro-Guthaben für moobil+. (Formular herunterladbar unter: www.moobilplus.de/downloads/freizeitaktionen/)
Text: Clemens Wilhelm
Foto: Clemens Wilhelm